Page 79 - Einkaufsführer für den Straßenbau Deutschland
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muss?). Es wird argumentiert, dass der Rückschnitt die Vorbereitung für die Baumbeseitigung sei,
oder dass der Baum ja wieder austreibe (Was macht denn der Rückschnitt einer intakten Krone
für einen Sinn, wenn man auf den nachfolgenden Neuaustrieb setzt?). Von manchen „Fachleuten“ wird
die Kappung sogar als besonders geeignete Erhaltungsstrategie angepriesen und dabei unkorrekter
Weise auf in der Natur vorkommende, nicht durch den Menschen verursachte Baumreduktionen hinge-
wiesen. Jedoch umfassende, internodiale Kronenreduktionen gibt es bei frei entwickelten Bäumen in der
Landschaft höchst selten, als Folge schwerer Orkane oder Tornados. In Waldbeständen, wo die Bäume
hoch ansetzende Kronen haben, kann es im Zuge von Sturmkalamitäten zum Stammbruch, also totaler
Kappung kommen. Allerdings, die meisten dieser aufgrund von Naturgewalten gekappten Bestandes-
bäume sterben spätestens innerhalb von ein paar Jahren ab. Also – sofern Naturereignisse totale
Kappungen herbei führen, muss gesagt werden, dass diese nicht weniger hässlich und schädigend sind,
als durch den Mensch geschaffene.
© marko wäldchen © marko wäldchen
Diese Aufnahme zeigt eine durch Naturgewalt (Tornado) Auf dieser Aufnahme ist eine Linden-Allee zu sehen, die
verursachte Kappung einer Eiche. mittels Schnittmaßnahmen gekappt wurde. In beiden
Fällen liegen ein immenser biologischer Schaden und
eine dramatische Habitusverfremdung vor.
b. Kappung und biologische Folgen
Ober- und unterirdische Baumorgane entwickeln sich miteinander, stehen in Wechselwirkung zueinander,
beeinflussen und unterstützen sich gegenseitig – da ist nichts ohne Sinn oder überzählig.
Der fatalste Aspekt an der Kappung ist, dass die bis zum Zeitpunkt des Rückschnitts für die Assimi-
latebildung effektivsten Kronenteile (Fein-, Schwach- und Grobäste) komplett entfernt werden, ad hoc.
Hierdurch wird das Abwehrvermögen geschwächt oder sogar zerstört, zuerst jedoch gerät der gekappte
Baum in lebensbedrohliche Versorgungsnot, wodurch Stressreaktionen in Gang gesetzt werden.