Page 77 - Einkaufsführer für den Straßenbau Deutschland
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Praxis der Baumbeurteilung – Baumpflege*



         a.  Pflege von Straßenbäumen

         Baumpflege hat in erster Linie dem Wohl der Bäume zu dienen, dies leitet sich schon alleine aus der
         Wortbedeutung ab. So besteht durchaus die Gefahr, dass Maßnahmen des Baumschnitts einen Baum
         nachhaltig schädigen und manchmal sogar die Verkehrssicherheit beeinträchtigen. Dies gilt selbstver-
         ständlich auch für unsere Straßenbäume, die von Anbeginn sehr widrige Existenzbedingungen (natur-
         ferne, stressende Standraumsituationen) haben und es nur selten schaffen ein starkes Abwehrsystem
         aufzubauen, weshalb sie vorzeitig altern und wesentlich früher sterben, als Bäume auf natürlichen oder
         naturnahen Standorten.
         Die Baumkrone trägt den Assimilationskörper (Masse der Blätter), also den Teil des Baumes der die
         Energie liefert. Eingriffe am Baumkörper, wie beispielsweise Astentnahmen, müssen bei einem dauerge-
         stressten Straßenbaum als physiologisch problematisch eingestuft werden. Gravierende Schäden werden
         insbesondere durch Kappung oder andere zu umfangreiche Schnittmaßnahmen verursacht, sodass bei
         diesen Maßnahmen nicht von Baumpflege gesprochen werden kann.

         Das fahrbahnseitige Lichtraumprofil (maximal 4,5 Meter Höhe – Autobahnen, Bundesstraßen, stark fre-
         quentierte Straßen), beispielsweise, muss geschaffen werden, allerdings nur im zwingend erforderlichen
         Maße. Bei untergeordneten Straßen muss vom Verkehrsteilnehmer erwartet werden, dass er sich auf
         Hindernisse einstellt, notfalls anhält, den Gegenverkehr passieren lässt, um dann das Hindernis zu umfah-
         ren; ein Lichtraumprofil von 4,5 Metern ist hier nicht zwingend erforderlich.


         b.  Pflege beginnt mit dem Pflanzen
         Fachgerechte  Pflege  von Straßenbäumen  beginnt  bei  der  Auswahl  der  zu pflanzenden Bäume, der
         richtigen Pflanzung und setzt sich fort mit dem an den standörtlichen Erfordernissen ausgerichteten
         Erziehungs- und Aufbauschnitt. Bei korrekter Umsetzung können dabei keine größeren Schnittverlet-
         zungen erzeugt werden oder zu umfangreiche Schnitteinsätze entstehen, weil die notwendigerweise zu




         * Texte von Marko Wäldchen, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger, FLL-Regelwerksausschussmitglied Baumkontrollen/
         Baumuntersuchungen, Mitbegründer des BAUMZENTRUM’s, langjährige Zusammenarbeit mit Helge Breloer
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